Japanische Nachbarn

Fuji from the train
Fuji from the train
If you just wanted something simple for dinner
If you just wanted something simple for dinner

Es ist Samstag und ich sitze nach einer ausschweifenden Pop-Party leicht verkatert vor meinem grünen Tee. Da klingelt es an meiner Tür. Meine neuen Nachbarn sind an der Gegensprechanlage.

„Guten Tag, wir sind ihre neuen Nachbsrn und würden uns gerne vorstellen“. Ich etwas verdusselt also schnell die Hasre gerichtet und etwas misstrauisch vor Versicherungsvertretern oder den TV Gehühren-Eintreibern die Tür geöffnet. Vor mir ein jetzt verdutzt den großen Ausländer an schauendes junges Pärcheb in schicken sportlichen Streetwesr Outfits.

„Guten Tag, wir sind gerade eingezogen.“ Ich natürlich auf Japanisch geantwortet um ihre Panik vor Sprachbarrieren. gleich zu unterbinden. Ich bin Deutscher. Ja ich arbeite in Tsukuba für eine Roboter Firma.

Sie seien noch nicht verheiratet. Deshalb haben sie zwei Namen am Klingelschild. Ich fand das irgendwie süß. In deutschen Geoßstädten wäre das wohl kein Thema gewesen.

Und sie haben mir auch etwas mitgebracht. Es wäre ja wirklich nur etwas kleines. (Eine normal Redensart bei Mitbringseln) und so überreichten Sie mir noch eine hübsche Tüte mit perfekt designt verpackten Keksen.

Meinen Namen werden sie sich wohl nicht merken können. Hoffentlich bin ich nicht zu laut, wild oder schmutzig. Die ein oder andere Session Spotify Teen Party Playlist gönne ich mir nämlich gerne mal laut.

Ja es ist schon anstrengend Ausländer zu sein. Ich muss mich immer bestens benehmen, sonst denken die Leute noch Deutshclsnd wäre so ein Bierverseuxhter Affenstsll mit Wurstsucht und ohne Zivilisation.

Aber Japaner sind da sehr angenehme für Auswanderer . Sie vergeben einem viel, beschweren sich selten, sind nur manchmal unterschwellig roff rassistiscj und einfach so herrlich nett, interessiert und oft sogar informiert. Wie liberale demokratische Gesellschaften halt so sind. Und SPrachkenntnisse sind einfach immer der Türöffner.

Also unterrichtet mehr Deutsch. Und bringt euren Nachbarn mehr Kekse. Peace out.

Sommerfest

imageimageimageimageimageimageimageimageimageimageimageimageimageIn Japan liebt man es im Sommer ordentlich die Show auf zu machen. Feste, Parties, Feuerwerke, Paraden und Konzerte. Alles dauernd überall. Und bitte laut oder bunt oder beides. Matsuri heißt Festival auf Japanisch.

Das Tsukuba Matsuri in dem Wannabe Silicon Valley Japans namens Tsukuba, in dem ich ja zur Zeit residiere, holt seinen Nerds (und für die Großstädtischen Nahraumtouristen) gleich mehrere Festivals aus Nordjapan zu seinem. Ihr seht es auf den Fotos.

Aus Akita und Awamori. Die einen bringen Größe von innen beleuchtete Papier-Draht Skulpturen auf Rädern. Die anderen bringen riesige Lampignon Segel zum auf dem Kopf balancieren.

Und die Locals werfen Glöckchen auf die Menge oder lancieren die Schreine der Götter der Nachbarschaft auch durch die Parade. Dabei tanzen ziemliche viele Leute wild und überall gibt es Hippe Burger, Longdrinks aus Obstsäften oder türkische Eiscreme.

Fantastisch für so einen Wochenende im Sommer eben.

Kommt mal nach Nerd-Town. Wir haben hier einen Strahlenbeschleuniger, ein gigantisches Laser-Radar zur Vermessung der Atmosphäre (und schön bunt abends), eine Raumfahrtzentrale, die die ISS steuert (ja das darf Japan machen…), Roboter-Frauen (natürlich), Roboter-Robben (weil es so gut klingt), Roboter-Anzüge (das mache ja ich) und ganz viel unglaublich komplizierte Chemie, Materialien und Erneuerbare- Energietechnik.

Make more Future, babe!

Es war Zeit für die Insel


Es war wirklich Zeit für die Insel. Also bin ich von der großen Insel (Honshu, Japan) auf die kleine Insel (Okinawa, Japan) geflogen. Fantastischer weise ist der Flugverkehr in Japan oft bis in die letzte Provinz gut ausgebaut. Und nach der Liberalisierung des Flugmarktes sind auch einige Billigflieger unterwegs. Mein liebster ist SkyMark. 

Sie lassen einem Zeit das reservierte Ticket bis zu drei Tage später im Convenient Store (Kombini) in Bar zu zahlen. Zahlt man nicht, geht der Platz wieder online. Super für Unentschlossene. 

Ich wohne ja in der Stadt der Wissenschaft, Tsukuba, die in der absolut langweiligen Provinz Ibaraki liegt – nahe Tokyo und die unbeliebteste des Landes. Aber dieses lahme Hinterland hat einen eigenen Flughafen, von dem aus Direktflüge nach Okinawa im tiefen Süden Japans nahe Taiwan sausen. Sau billig. 

Ich bin mit dem zwei mal täglichen Bus, der auf den einzigen Abflug am Nachmittag abgestimmt war, hin zu dem Mini-Flughafen im Ikea Format. Er hatte vier Gates, zwei offen, eins mit Flieger – meiner. Bessere Zeiten vom Eingang zum Flugzeug kann es gar nicht geben. Alles mega praktisch. Auch weil man bei Inlandsflügen offene und geschlossene Getränke in Plastik und Glasflaschen einfach so ins Handgepäck mitnehmen kann. Ein extra Scanner mit geheimer Funktionsweise untersucht die Flasche kurz. 

Okinawa ist traumhaft. Sehr schön Strände, herrlich exotisches Essen – für Europäer etwas chinesisch angehauchte Japanische Küche mit einem Tropfen Südsee – und historisch.

Hier fanden die brutalen Schlachten in zweiten Weltkrieg bei der Landung der Amerikaner statt. Das Kriegsgedächnis-Museum zeigt dieses mit beeindruckender Architektur und Blick auf die See. Ich empfehle es jedem. Auch das etwas kitschig abgefuckte American Village Einkaufszentrum mit samt echten betrunken US Soldaten am Strand ist für das globale Verständnis interessant. 

Auch der Palast der ehemalig unabhängigen Ryukyu Könige ist eine Mischung aus chinesischem und japanischem Kunsthandwerk. Sie zahlten erst lange an China Tribut und wurden dann vom Südjapanischen Königreich Satsuma unterworfen – also merken: Schutzgeld zahlen lohnt nicht. Dann wurden sie während der faschistischen Imperialzeit nach der Öffnung Japans Vor dem ersten Weltkrieg Zwangsassimiliert bis Ende des zweiten Weltkrieges. 

Danach war Okinawa bis in die 70er ein Überseeterritorium der USA. Jetzt ist es ganz normal eine japanische Präfektur. Aber arm und außer um die Resort Hotels sehr abgefuckt. 

Aber die Konflikte bleiben zum Beispiel in der Definition der lokalen Sprachen als japanischer Dialekt (japanische Regierung) bzw. eigene Sprache in einer Japanischen Sprachfamilie (der Rest der Welt) erhalten. Auch das architektonisch interessante Museum für Geschichte und Kunst der Präfektur Okinawa spricht darüber nicht. 

Besonders auf der Insel ist auch die etwas sehr verpickelte Gurke Goya. Sau bitter, aber geil. Wird bestimmt auch in Berlin demnächst als Lebensverlängerndes Schlankheitsmittel in die Smoothies gerührt. Hier schmeißt man sie einfach ins Rührei und mach einen auf Chinesisch. 

Und weil Japan beim Thema Essen ein unendlicher Vortex des Genusses ist, haben wir noch Awamori. Das ist 20-60 prozentiger, klarer Brandwein, der etwas wie Whisky schmeckt, aber wegen seiner Leichtigkeit viel gefährlicher als Feierabendgetränk einen zu Boden ringen kann. Ich habe natürlich gleich mehrere Liter gekauft. *Emoji mit Nerdbrille*

Die Landschaft und alles seht ihr am Besten auf den Fotos. Mietet ein Auto wenn ihr auch japanisches Inselfeeling braucht. Und esst Sushi nach dem Beachen in eurer Designer Badehose von Uniqlo. Dann ist die Eiscreme-Werbeclip-Phantasie perfekt. 

Südsee for your life. Bingbong. 

Ich habe 

Ein Gefühlsbericht zur Japanischen Ernährung

Warum sind die Japaner so dünn? Warum werden sie so alt? Was ist anders? Gerade sah ich bei Quarks&Co einen Bericht über Ernährungstrends in Deutschland und das erinnerte mich wieder an die wilden Food-Trends in Berlin Mitte mit all ihren Regeln und asketisch Protestantischen Verzichten trotz überschwänglichem Multi-Drogen-Konsums. Alles Quatsch natürlich. Sport und keine billige Scheiße essen ist das Einzige. Hier also mein Gefühlsbericht ohne jegliche wissenschaftliche Haltbarkeit zu Essen in Japan.

Wie sehen die eigentlich Essen? Das fragen mich einige Freunde zur Zeit, weil in den trendigen Ecken der Bauhausnation ja zu jeder Tages- und Nachtzeit immer und ausschließlich über die neusten, besten, cleansten, ethischten, supersten und energetischten Ernährungen und In-Kniepen gesprochen wird.

Als erstes sind andere asiatische Küchen in Japan nicht in, denn Japanisch ist die Beste Küche. Das wissen die Japaner und ich auch. Japanische Küche hat viele Unterkategorien, die von einfachem Straßenessen bis hin zu komplizierten mehrstündigen und viel-gängigen Menüs reicht. Selbst der Alkohol und der Tee wird immer passend zum Gericht serviert und jedes kleinste Tellerchen passt zum Stil des Essens. Die Grundhaltung ist immer Qualität. Gerne wird aus anderen Kulturen inspiriert hinzugefügt. Dies erzeugt eine Tiefe, die immer wieder überrascht.

Wichtige Basis der Japaner ist Usuiaji – Dünner Geschmack. Also nicht über-würzen und die Zutaten für sich selber sprechen lassen. Das gelingt wiederum nur durch Qualität der Zutaten.

Auch sind generell alle Portionen kleiner. Genuss als dekadenter Luxus des Lebens wird dadurch auch bei Starbucks und Burger King ausgedrückt. Asketische Ernährungsideologien des Protestantismus kennt man hier nicht. Essen ist Leben und wenn was über bleibt waren alle gut gesättigt.

Jetzt zu den Veganer und Vegetariern: Kommt nicht nach Japan! Es gibt hier (außer in konservativ religiösen Mönchs-klöstern der Buddhisten) keine vegetarische (und absolut keine vegane) Küche. Der Grund ist aus meiner Sicht das absolute Verbot des Fleischkonsums durch einen buddhistisch fundamentalistischen Militärherrscher im Mittelalter Japans für die gesamte Bevölkerung. Dadurch ist das Essen von Tieren zu einem Recht der bürgerlichen Freiheit erhöht worden. Und damit ist es sogar respektlos das Tiere-essen der anderen zu kritisieren oder überhaupt zu diskutieren.

In jedem Salat und in jeder Soße ist daher immer Fleisch. Meist Sud oder Fond mit Teilen von Fisch oder Schwein, denn diese generieren „Umami“. Umami ist das Wort des Todes in Berlin Mitte, denn es heißt GLU-TA-MAT!

Glutamat entsteht chemisch immer beim Kochen von vielen verschiedenen Lebensmitteln (auch bei Hackbraten) und wird in Japan zur Geschmacksverstärkung mit langer Tradition gezielt hergestellt. Einkochen von Fleisch, Fisch, Shiitake-Pilzen oder Kombu-Seegras erzeugt einen Glutamat-haltigen Fond. Glutamat spricht den fünften Geschmackssinn (Umami) oder auch „Herzhaftigkeit“ auf der Zunge an und lässt alles besser schmecken. Glutamat ist anscheinend nicht gefährlich. Die Japaner leben schließlich länger als ihr und essen das Zeug jeden Tag, dauernd und auch industriell hergestellt.

Die Trends der simulierten Unverständlichkeiten wegen Aufmerksamkeitsdefizit (Gluten- oder Laktose-Intoleranz von medizinisch Nicht-Intoleranten) gibt es hier nicht. Und obwohl es immer heißt, das Japaner keine Milch verdauen können müssen alle Schulkinder jeden Tag zu ihrem Mittagessen in der Schule ein Fläschchen Milch trinken. Denn die Intoleranz tritt erst bei großen Mengen ab 1,5 Litern spürbar (Durchfall, Magenkrämpfe) auf. Milchshakes und Softeis sind ein andauernder Trend. Vergorene Milchprodukte sind medizinisch sowieso nicht betroffen.

Brot wird zwar eher weniger gegessen, dennoch lieben besonders dünne trendige, junge Tokyoterinnen Bäckereien. Süße französisch-inspirierte kleine Backwaren als Mittagessen oder zwischendurch sind der Europa-romantisierende Dauertrend. Natürlich sind die Portionen klein, aber es ist trotzdem die volle Dröhnung Weißmehl. Gluten-Intoleranz: zack-bumm.

Superfood hört man hier nur in Shops für amerikanische Expats, denn die meisten davon sind sowieso aus der Japanischen Küche geklaut und niemand glaubt hier an ihre Superkräfte. Sie schmecken halt einfach gut. Miso (Vergohrene Sojabohnen-Paste), Matcha (Grüntee-Pulver), Tofu (geräuchertes Tofu würde hier niemand im Traum essen, denn die beknackte Idee von Ersatzprodukten käme hier niemandem in den Sinn) und so weiter. Es gibt hier sogar viele Gewürze, Knollen, Tiere oder Meerespflanzen, die noch gar nicht auf der Superfood-Agenda stehen. Also freut euch auf die Fortsetzung der Detox-Drinks, die es hier natürlich auch nicht gibt, denn alle bleiben Jung, schön und schlau durch Grünen Tee (und einer sehr stricken Drogen-Politik).

Einer der größen Vorteile für eine gute Ernährung in Japan ist, dass man in jedem Supermarkt – manchmal 24 Stunden lang – gute Qualität von allem bekommt. Die Lebensmittel sind frisch und es gibt viel Proteinhaltiges wie Fisch (ich esse meist Sashimi für 4 Euro) oder Tofu und Soba. Relativ billiges, fertig gekochtes Essen wird immer vor Ort im Supermarkt hergestellt (Sushi oder Tempura) und nach einigen Stunden discountiert, damit es nicht weggeworfen wird. Obst ist zwar teuer, dafür aber von der besten Qualität – süß, saftig, geil und hübsch. Es ist schließlich eine art Dessert Delikatesse.

Essen-Gehen ist 30% billiger als in Deutschland und kochen lohnt sich als Single oft nicht. Auch gibt es ja in kaum einem anderen Land außer Deutschland dieses völlig behämmerte Diktat, dass man auch noch ein süßes oder alkoholisches Getränk zum Essen kaufen muss, um den Pommes-Panzer-Energiehaushalt noch weiter in die Höhe zu treiben. Hier wird immer umsonst Tee und Wasser gereicht und manchmal auch unterschiedliche Tees für vorher und nachher.

Die Japaner haben grundsätzlich ein sehr gelassenes Verhältnis zu Essen. Es gibt ja einfach nicht dieses Puritanistische, wie in Deutschland, dass Essen mit Verschwendung gleich setzt und einen Drang zur Rückkehr zur Natur impliziert werden muss. Essen ist hier, anders als in Berlin Mitte, keine Religion oder Ideologie, sondern Ausdruck der Freiheit und Individualität, des Status und des dekadenten Genusses des Einzelnen.

Ich glaube, dass Deutschland diese Gelassenheit braucht, um eine kulinarische Nation zu werden, Trends dagegen kaschieren nur die Tabus und Ängste zur Nahrung und dem Selbst. Auf diesem Weg helfen die Einwanderer immer gerne.

Ihr könnt euch sicher sein: Das Thema wird mich noch weiter beschäftigen. Auch den Economist beschäftigt die Zukunft der Ernährung.

Seid mehr dekadent. Es grüßt die Aristokratie.

 

Nichts zu erzählen

Kein Einstieg nur drei Panoramas. Klickt auf die Bilder, um das künstliche iPhone-Weitwinkel Bild voll zu sehen, und zoomt.

Ich bin ja zur Zeit total Attention-Süchtig und lade jedes banale Mittagessen synchron bei Instagram und Facebook hoch, um eure beknackten Gefällt-mir-, Wow-, Love-Reaktionen und Kommentare ab zu ernten. Noch ein paar Emoji dazu und schon fühle ich mich wie ein echtes Cali Girl auf dem Spring Break Trip ihres Lebens. Sunglass-Emoji Cocktail-Emoji.

Aber, da ja nicht jeder von euch meine perfekt gekünstelten Marketingbilder einer unglaublich neidisch machenden Lebenssimulation sehen kann, will ich auch bei euch, meinen lieben Blog-Lesern, dieses ungute Gefühl auslösen, dass jemand anders gerade irgendwo auf der Welt irgendwas tolles macht und man im Leben ja einfach alles verpasst hat. Aber keine Sorge, solange ihr in Europa lebt, wird der Psychotherapeut vom Staat bezahlt – im Selbstmord-Wunderland Japan muss man den dagegen selber zahlen – und zahl auch weniger als die Hälfte Steuern.

Fotos (Klicken für nicht-viereckiges Vollbild – Format, ganz retro):

Ej, und ich benutze keine Filter. Hashtag NoFilter Hashtag Real Hastag Meine Katze Hastag Stupidinformationclassificationfrom theearlytwothounsandsthathasntgottenanyinnovativeinjectionsincetheinaugerationofthefirstinternationalcatcelebrityconvention. Damit das klar ist, ihr missgünstigen Fame-Monster. „Snap“, „Snap“, „Snap“.

Weil mich dieses ganze trendige ab- und hochgelade total brässelig in den Neuronenschaltkreisen gemacht hat, habe ich auch keine Gehirnkapazität mehr für literarische Ergüsse übrig. Würde ja mein kompliziert konstruiertes Lifestyle Image auch zerstören.

Seid lieber fake als drogenabhängig. Plastic people: dance!